Die zwölf Taten eines Buddhas

Die zwölf Taten zeigen die Aktivitäten eines jeden Buddhas, der in dieser Welt erscheint. Der den meisten bekannte Buddha Shakyamuni war der vierte Erleuchtete, der diese Taten zeigte. Als Menschen durchlaufen die Buddhas eine weltliche und eine spirituelle Schulung, in der sie außergewöhnliche Qualitäten entwickeln. Sie erlangen Erleuchtung und geben ihre Lehren an viele Menschen weiter.

Man kann das Leben eines historischen Buddhas in die sogenannten zwölf Taten zusammenfassen. Diese Lehren wurden von Buddha selbst im Lalitavistara-Sutra gegeben, das unter dem Titel „The Voice of the Buddha“ ins Englische übersetzt ist. Hier handelt es sich um die Beschreibung der Taten eines Buddhas. Sie beruhen auf der Entscheidung seines erleuchteten Geistes, wieder in einen illusorischen Menschenkörper/Ausstrahlungszustand (skt.: Nirmanakaya), einzutreten, um ein Leben lang zunächst zu lernen und anschließend zum Wohl der Lebewesen zu wirken.

Der Entschluss, sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in einer menschlichen Form gebären zu lassen, hängt von drei Bedingungen ab: von den Wünschen, die er selbst auf dem Weg zur Buddhaschaft gemacht hat, von der Kraft seiner Verwirklichung und davon, dass zu dem entsprechenden Zeitpunkt keine buddhistischen Lehren vorhanden sind. Gleichzeitig müssen die Wesen in einer bestehenden Kultur eine allgemeine Reife oder Offenheit erlangt haben, die es ermöglicht, dass ein Buddha das Rad der Lehre in Gang setzen kann. Wenn außerdem geeignete Eltern und eine passende Umgebung vorhanden sind, erscheint ein Buddha in einem menschlichen Körper als Ausstralungszustand, damit ihn andere in seiner äußeren Form wahrnehmen und von ihm lernen können.

Zunächst, so die traditionelle Erklärung, kommt der erleuchtete Geist eines Buddhas aus dem sogenannten „Tushita-Himmel“, dem Bereich „Voller Freude“, herab, um sein Bewusstsein mit Samen und Ei seiner zukünftigen Eltern zu verbinden. Die Mutter hat dabei starke und eindrucksvolle Träume.

Der historische Buddha wird in Lumbini geboren, an der Grenze zwischen dem heutigen Nepal und Indien. Bei der Geburt selbst und kurz danach treten außergewöhnliche Umstände auf, die den Anwesenden schon frühzeitig die Besonderheit dieses Menschen zeigen. In der Zeit danach wächst der zukünftige Buddha unter besonders behüteten und geschützten Umständen auf. Er erlernt die Fähigkeiten der jeweiligen Kultur, wie z.B. Lesen, Schreiben, Mathematik, Kunst, Wissenschaft und Sport, wobei er auf allen Gebieten herausragend ist. Aufgrund seiner menschlichen Wärme dienen schon zu diesem Zeitpunkt seine weltlichen Leistungen anderen als Vorbild.

Aber nicht nur sein Intellekt und Körper erhalten eine gute Schulung, sondern auch seine Gefühle. Er schenkt Freude und erfreut sich an edlen Gefährtinnen, um männliche und weibliche Qualitäten zu vereinen.

Nachdem die weltliche Schulung abgeschlossen ist, beginnt seine spirituelle Entwicklung. Obwohl es in unserem Zeitalter schon vier historische Buddhas gegeben hat (Buddha Gautama Shakyamuni ist der vierte), entsagt er erneut dem gewohnten Leben aus dem tiefen mitfühlenden Wunsch heraus, das Leid der Wesen zu überwinden.

Dies tut er zunächst in Form asketischer Praxis. Er lernt von Lehrern, die in Zeiten geistiger Offenheit und Toleranz ebenfalls auf der Suche nach Erleuchtung sind, diese aber noch nicht gefunden haben. Der zukünftige Buddha verwirklicht sehr schnell die Ebene seines jeweiligen Lehrers und sucht sich daraufhin einen neuen. 

Sein Weg führt ihn durch große Hindernisse hindurch, die ihn nahe an die körperliche Schwelle des Todes bringen. Dies führt ihn letztendlich zu der tiefen Erkenntnis, dass der Weg zur Überwindung allen Leidens jenseits von Extremen ist. Aus diesem Verständnis heraus sucht er sich eine Stelle, an der er für sich beschließt, solange zu bleiben, bis die Erleuchtung als volle Erfahrung eintritt.

Der zukünftige Buddha lässt sich unter einem Feigenbaum, dem berühmten Bodhibaum in Bodhgaya, Nordindien, nieder und meditiert. Sein Motiv ist der tiefe Wunsch, das Leiden für alle Lebzeiten zu überwinden und damit alle Wesen, die es wünschen, an seinen Erfahrungen teilhaben zu lassen. Natürlich wehrt sich das Ego. Seine letzten Störgefühle, traditionell Mara genannt, erscheinen im Geist und versuchen, die Meditation des Buddhas zu stören, indem sie ihn umschmeicheln oder erschrecken. Doch der zukünftige Buddha lässt sich von diesen Erscheinungen im Geist nicht mehr beeindrucken. Er überwindet so die letzten subtilen Schleier und erreicht im Morgengrauen des Vollmondtages im Mai, im Alter von 35 Jahren, die volle Erleuchtung, den Zustand der Allwissenheit.

Jetzt kann er sich Buddha „der Erwachte“, nennen und beginnt, „das Rad der erleuchteten Lehre zu drehen“. Das bedeutet, dass er den Menschen den Weg zur Befreiung aus dem Leid und zur Erleuchtung zeigt. In seinen Lehren spricht er alle Wesen an. Er gibt ihnen das, was sie brauchen und verstehen können, je nach Fähigkeit und Lebenslage. Buddha unterscheidet dabei weder nach Herkunft noch nach sozialem Stand.

Nach insgesamt 45 Jahren Lehrtätigkeit stirbt Buddha in Kushinagara an einer Lebensmittelvergiftung. Er „geht ins Parinirwana ein“ und zeigt damit die Vergänglichkeit der bedingten Existenz. 

Dieser allgemeine Lebenslauf Buddhas ist nicht einzigartig; vielmehr wiederholen sich diese Buddhataten, solange es Welten gibt, in denen sich Buddhas zeigen und das Leiden noch nicht für alle Wesen beendet ist.

Hier noch einmal die Zwölf Taten in der Übersicht:

1. Herabsteigen aus dem Bereich „Voller Freude“
2. Eintritt in den Mutterleib
3. Geburt
4. Studium des Handwerks und der Künste
5. sich Erfreuen am Leben im Palast
6. Entsagung
7. Askese
8. nach Bodhgaya gehen
9. Besiegen der Hinderniskräfte
10. die Erleuchtung
11. das Drehen des Dharmarades
12. Eingehen ins Parinirwana